Aktuelle Forschung
Establishing a German Safety Culture Questionnaire
Als Forschungsantrag beim FWF eingereicht im Oktober 2008 von
Johannes Steyrer, Guido Strunk, Andreas Valentin, Markus Latzke & Elisabeth Vetter
Abstract
"Irren ist menschlich" - mit dieser allseits bekannten Lebensweisheit fasst das Committee on Qualiy of Health Care in America (Kohn et al., 2000) die Befunde zur Sicherheit im amerikanischen Gesundheitssystem zusammen. Damit wurde erstmals mit Nachdruck die Auffassung vertreten, dass es sich beim medizinischen Sektor um einen Hochrisiko-Bereich handelt. In der Industrie wurde dieselbe Erkenntnis einige Jahre früher, durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, angeregt. Der Begriff der Sicherheitskultur wurde daher maßgeblich durch die Diskussion in der Internationalen Atomenergiebehörde geprägt (International Nuclear Safety Advisory Group - INSAG, 1986).
Als kostengünstige, effiziente und anonyme Methode zur Messung der Sicherheitskultur wurden bereits früh Fragebögen eingesetzt (vgl. Büttner et al., 1999). Diese sind in den letzten Jahren auch auf den medizinischen Bereich übertragen worden (Flin et al., 2006). Allerdings liegen derzeit keine deutschsprachigen Fragebögen vor, deren Gütekriterien in Validierungsstudien nachgewiesen und publiziert wurden. Auch im englischen Sprachraum, in dem zahlreiche Fragebögen zur Messung der Sicherheitskultur veröffentlicht wurden, fehlen bislang befriedigende Belege zur Validität der eingesetzten Instrumente (Colla et al., 2005, Flin et al., 2006).
Ziel der beantragten Studie, ist es ein deutschsprachiges Instrument zur Messung der Sicherheitskultur in österreichischen Krankenhäusern zu konstruieren. Dieses Instrument soll den gängigen psychometrischen Gütekriterien genügen, seine Objektivität, Reliabilität und Validität soll nachgewiesen werden. Anhand einer umfassenden Normierungsstichprobe soll ein Vergleichsmaßstab im Sinne eines Benchmarksystems erstellt werden. Eine leichte Handhabbarkeit soll das Instrument zudem attraktiv für den flächendeckenden Einsatz in österreichischen Krankenhäusern machen.
Büttner, T., Fahlbruch, B. & Wilpert, B. (1999) Sicherheitskultur. Konzepte und Analysemethoden. Heidelberg: Asanger
Colla, J. B., Bracken, A. C., Kinney, L. M. & Weeks, W. B. (2005) Measuring Patient Safety Climate: a Review of Surveys. Quality and Safety in Health Care, 14, 364-366
Flin, R., Mearns, K., Yule, S. & Robertson, E. M. (2006) Measuring Safety Climate in Health Care. Quality and Safety in Health Care, 15, 109-115
International Nuclear Safety Advisory Group - INSAG (1986) Summary Report on the Post-Accident Review Meeting on the Chernobyl Accident [Safety Series No. 75-INSAG-1]. Vienna: International Atomic Energy Agency
Kohn, L. T., Corrigan, J. M. & Donaldson, M. S. (Hrsg.) (2000) To Err is Human. Building a Safer Health System. Washington, D.C.: National Academy Press
Projekt: „Klinisches Riskmanagement – Determinanten und Auswirkungen von Fehlern und Fehlverhalten in der Medizin“
Im Jahr 2000 erschien eine bahnbrechende Publikation des "Institute of Medicine", in der nachgewiesen wurde, dass in den USA im Laufe eines Jahres mehr Menschen an den Folgen eines medizinischen Irrtums als an den Folgen von Verkehrsunfällen, Brustkrebs oder an AIDS sterben. Seriöse Schätzungen für Österreich gehen von bis zu viertausend Toten aus. Wohl nicht zuletzt deshalb nahm das Forschungsinteresse hinsichtlich Patientensicherheit und Medizinirrtümern inzwischen enorm zu, wobei die Entwicklung von der direkten Beobachtung von Fehlverhalten zu der Betrachtung der Organisationskulturen einen Richtungswechsel eingeschlagen hat.
Ziel des Forschungsprojektes ist es, in einem ersten Schritt eine psychometrisch validierte Skala zur Messung der "Fehlermanagementkultur" an klinischen Abteilungen zu entwickeln. Diese Skala soll in weiterer Folge dazu dienen, Benchmarks für Österreich zu definieren, die für klinische Evaluationszwecke nutzbar sind. In weiterer Folge soll die Frage geklärt werden, welche Kulturparameter (Teamkultur, Stressverhalten, Führung, Arbeitszufriedenheit, Kooperation, Vertrauen etc.) zu einem positiven Fehlermanagement beitragen und wie sich das auf medizinisch-pflegerische Fehlerarten und Fehlerhäufigkeiten auswirkt.
Lesen Sie auf den folgenden Seiten mehr über die beiden Forschungsschwerpunkte des Forschungsinstitutes für Gesundheitsmanagement und Gesundheitsökonomie:
Gesundheitsmanagement
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Gesundheitsökonomie
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Forschungsinstitut für Gesundheitsmanagement und Gesundheitsökonomie
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