Em. O. Prof. Horst Pfeiffle – Ein Nachruf
2. März 1940 – 18. März 2024
†Horst Pfeiffle
2. März 1940, Wien – 18. März 2024, Wien
Mit großer Trauer müssen wir bekanntgeben, dass unser früherer Institutsvorstand, Prof. Horst Pfeiffle nach langer Krankheit verstorben ist. Horst Pfeiffle war einer der vielseitigsten Vertreter der Pädagogik, den man sich denken und wünschen kann.
Er studierte Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Sozialpsychologie und Germanistik in Wien, Heidelberg und Frankfurt am Main, wobei Studienaufenthalte ihn nach Italien, Frankreich und England führten.
Horst Pfeiffle war Kunstkenner und Cineast; er absolvierte einen zweijährigen Film- und Fernseh-Kurs an der Akademie der bildenden Künste und drehte einen Dokumentarfilm mit Herwig Libowitzky über einen Wiener Jugendstil-Fischmarkt.
Neben den damals neuen Medien lernte er auch die außeruniversitäre Arbeitswelt in verschiedensten Funktionen von Hilfsdiensten in einer Bank bis zu einer Tätigkeit als Assistent des Aufsichtsratsvorsitzenden und der Leitung einer Stabsstelle für Mitbestimmungs- und Beteiligungsagenden sowie für Aus- und Weiterbildungsfragen in einem deutschen Industriebetrieb kennen.
Nach seiner Rückkehr aus Deutschland habilitierte er sich am Institut für Pädagogik der Universität Wien mit der Schrift "Kognition und Reflexion. Studien zur Entwicklung von Wissen und Wissensbildung" und war über eine Dekade lang Lektor an der TU-Wien. Für sein kooperativ entwickeltes hochschuldidaktisches Modell "Lernen im Fach Mechanik" wurde er mit dem ersten Preis der International Society for Engineering Education (IGIP) in Basel ausgezeichnet.
Für sein Engagement und die Qualität seiner Beiträge auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung (Magazin der Wissenschaften im ORF, Vortragstätigkeit, Lernen im Medienverbund etc.) wurde ihm der Wiener Preis für Volksbildung verliehen.
Ein Stipendium von Pro Helvetia ermöglichte ihm, einer Einladung Jean Piagets nach Genf ans Centre international d'Épistémologie génétique zu folgen. In der genetischen Epistemologie der Genfer Schule erkannte Horst Pfeiffle als einer der ersten die kognitive Wende der Humanwissenschaften.
Von 1990 bis 2008 war Horst Pfeiffle Vorstand des Instituts für Bildungswissenschaft und Philosophie, vormals Institut für Pädagogik mit der Abteilung Philosophie. Horst Pfeiffle übernahm mit großem Engagement Funktionen in zahlreichen universitären Gremien, unter anderem war er Vorsitzender des Fachbereichs Formal- und Geisteswissenschaften und übernahm Funktionen der universitären Selbstverwaltung.
In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen erhielt er Einladungen der Philosophy of Education Society of Great Britain zu Vorträgen im New College (Oxford), zu Tagungen der Philosophy of Education Society of Australasia, der Jean Piaget Society und der International Society for Engineering Education and Modern Engineering Pedagogy.
Nach seiner Emeritierung 2008 kehrte er an den Ursprungsort seines wissenschaftlichen Werdegangs zurück und teilte sein Wissen und seine Erfahrungen als Gastprofessor an der Universität Wien am Institut für Bildungswissenschaft.
Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit waren die Bildungspolitik Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert, Geschichte der Pädagogik, Philosophie der Erziehung und Bildung, Entwicklungspsychologie und ihre pädagogische Anwendung und Mediendidaktik.
Horst Pfeiffle verfügte über ein umfassendes Wissen in den Bereichen Geistes- und Naturwissenschaften, Literatur, Bildende Kunst, Musik, Film, Medien, Politik und Ökonomie. Dadurch wurde das Interesse vieler Studierender und anderer Personen in Lehrveranstaltungen, bei Vorträgen und Debatten in verschiedenen Gruppen und Organisationen auf inter- und transdisziplinäre Probleme und Erkenntnisse gerichtet. Er verfügte über gute Kenntnisse in mehreren Sprachen und arbeitete sich immer wieder in eine neue Sprache ein, um seinen Informations- und Kommunikationsraum zu erweitern. Auch bei informellen Zusammenkünften und Diskussionsrunden erwies sich Horst Pfeiffle als glänzender und anregender Teilnehmer.
Verzeichnis der Publikationen, Vorträge und Medienbeiträge von Horst Pfeiffle