Mit der EU-Taxonomie-VO wurde ein einheitliches Klassifikationssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten geschaffen, mit dem Ziel, Kapitalströme in nachhaltige Investitionen zu lenken. Dadurch können Investitionen hinsichtlich ihrer ökologischen Nachhaltigkeit beurteilt werden, was insbesondere auch den Immobiliensektor, dem im Klimaschutz eine besondere Rolle zukommt, beeinflussen kann. So könnten „nicht taxonomiekonforme“ – also nicht ökologisch nachhaltige – Immobilien künftig an Wert verlieren, wobei sich die Frage stellt, wie eine derartige Wertminderung im Steuer- und Unternehmensrecht zu behandeln wäre.

Durch die Taxonomie-VO, die mit ihrem einheitlichen Klassifikationssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten dazu beitragen soll, Kapitalströme in nachhaltige Investitionen zu lenken, könnten zukünftig „nicht taxonomiekonforme“ – also nicht ökologisch nachhaltige – Immobilien an Wert verlieren. Anders als im Unternehmensrecht ist im Steuerrecht bei außerordentlichen Wertminderungen nach der Ursache der Wertminderung zwischen einer Absetzung für außergewöhnliche Abnutzung (AfaA) gemäß § 8 Abs 4 EStG und einer Teilwertabschreibung (TWA) gemäß § 6 EStG zu unterscheiden. Während eine AfaA die Einschränkung der Nutzungsmöglichkeit des Wirtschaftsguts voraussetzt, erfasst eine TWA die Wertminderungen aufgrund von Marktpreisänderungen. Nur für den Fall, dass die Taxonomie-VO zu einer Verkürzung der Nutzungsdauer oder einer Verminderung der Nutzbarkeit der Immobilie führt, was uE eher zu verneinen ist, ist steuerlich eine AfaA möglich. Kommt es dagegen lediglich zu einem Preisverfall, kann, soweit die Wertminderung dauerhaft ist, eine TWA durchgeführt werden.

Zur Publikation: https://www.lindedigital.at/#id:art-immoaktuell-2023-04-159a 

Zitation: Gstaltner/Winkelbauer, Abschreibungen von Immobilien im Lichte der EU-Taxonomie-Verordnung, immoaktuell 4/2023, 159.