Themenbereich Organisationen
In modernen Industriegesellschaften sind Organisationen allgegenwärtig. Gerade die Komplexität und Vielfalt von Organisationen, ihre wechselseitige Vernetzung sowie die Bedeutung für die Menschen macht Organisationen und ihre gesellschaftliche Einbettung zu einem wichtigen soziologischen Themenfeld. Das Institut befasst sich innerhalb dieses Forschungsschwerpunkts mit verschiedenen Teilbereichen: Non-Profit-Organisationen, Qualitative Organisationsanalyse, Macht und Gender in Organisationen.
Zivilgesellschaft und Non-Profit-Organisationen
In diesem Teilbereich geht es um die Zivilgesellschaft, ihre politische Bedeutung, Rahmenbedingungen und Wirkungen. Verwandte Forschungsfragen sind soziale Bewegungen und deren Organisationen. Hier geht es z.B. um Führung oder Organisationsprinzipien in Social Movement Organizations. Im Zusammenhang mit dem Thema der Non-Profit-Organisationen (NPO) geht es um deren Organisationsformen, gesellschaftliche Funktionen und Arbeitsweisen. Der Sektor der NPOs ist sehr heterogen: Neben großen, traditionsreichen Hilfsorganisationen, die teilweise weltweit operieren, gibt es eine Vielzahl an lokalen Initiativen, wie z.B. Umweltschutz- oder Menschenrechtsorganisationen, Genossenschaften, Selbsthilfe- oder Heimatvereine. Die empirischen und analytischen Untersuchungen befassen sich mit den Besonderheiten und Gemeinsamkeiten dieser Organisationen, sowie deren Weiterentwicklung, ihre Konflikte, Management und Steuerung als auch deren gesellschaftlicher Bedeutung.
Qualitative Organisationsanalyse
Die am Institut durchgeführten qualitativen Organisationsanalysen befassen sich schwerpunktmäßig mit dem Verständnis organisationaler Prozesse und zielen primär auf zwei Themenbereiche: (1) Auf grundlagentheoretischer Ebene wird untersucht, wie sich Organisationen stabilisieren und wandeln, welche Entwicklungskräfte dabei wirksam werden und wie sich Steuerung und Emergenz zueinander verhalten (Kooperation mit dem Soziologieinstitut der Universität Wien). (2) Auf inhaltlicher Ebene liegt der Fokus auf Familienunternehmen. Die meist interdisziplinär angelegten Studien befassen sich mit der Verschränkung der beiden Sozialsysteme Familie und Unternehmen, Strategien der generationenübergreifenden Unternehmenssicherung aber auch mit den spezifischen Entwicklungsbedingungen für die Unternehmensfamilien (Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Familienunternehmen der WU).
Macht und Gender in Organisationen
Macht und Ungleichheit sind Schlüsselfragen der Organisationsforschung. Die feministische Organisationsforschung geht davon aus, dass‚ vergeschlechtlichte Substrukturen von Organisationen‘ die beruflichen Karrierechancen von Frauen prägen. Vergeschlechtlichte Substrukturen sind erkennbar an der Geschlechtersegregation in Organisationen und zeigen sich in vergeschlechtlichten organisationalen Symbolen und Bildern, die männliche Herrschaft in Organisationen legitimieren. Die geschlechtersensible Organisationsforschung trägt der großen Vielfalt von Organisationen Rechnung und untersucht unterschiedliche organisationale Machtdynamiken. In diesem Zusammenhang gewinnen Fragen zur Veränderung von Machtbeziehungen mit gleichstellungspolitischen Maßnahmen zentrale Bedeutung. Ein Fokus der empirischen Forschung am Institut liegt auf Macht- und Geschlechterbeziehungen an Universitäten, sichtbar an der hartnäckigen Unterrepräsentation von Frauen auf Professuren. Diese Forschung belegt nicht nur die anhaltenden Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, sondern auch die Möglichkeiten und Grenzen für emanzipatorische Gleichstellungspolitik an Universitäten.
Das Thema „Macht und Geschlecht in Organisationen“ wird heute auch unter dem Aspekt der Intersektionalität beforscht. Hier geht es um die Frage der Verstärkung von Benachteiligungen aufgrund Geschlecht durch andere Dimensionen der Ungleichheit wie bspw. soziale Herkunft, Migrationshintergrund, Alter oder Behinderung. Umgekehrt fragen Projekte mit Schwerpunkt auf Intersektionalität auch nach den Möglichkeiten, Geschlechternachteile durch einen Bildungsvorsprung oder durch Vorteile der sozialen Herkunft zu kompensieren.