Social Ascent in Austria. A Ladder without Rungs?
Das Leben ist oft ungerecht, schon gleich zu Beginn. In welche Familie man hineingeboren wird, prägt in großem Ausmaß künftige Lebens- und Einkommenschancen. Trotz großen persönlichen Engagements verbleiben viele letztlich in der sozioökonomischen Schicht ihrer Eltern. Schichtzugehörigkeit wird damit auch – und vor allem – in Österreich über Generationen hinweg vererbt. Das bestätigt auch eine aktuelle OECD-Analyse.
Sozialer Aufstieg erweist sich also als schwieriges, wenn nicht unmögliches Unterfangen. Warum sozialer Aufstieg hierzulande noch immer so oft misslingt, wie auf der Systemebene „Sprossen in die Aufstiegsleiter eingezogen werden können“ und warum diese politisch auf unebenem Grund steht, wurde im Rahmen dieser Veranstaltung von profunden Kenner*innen der nationalen und internationalen Forschung zum Thema „soziale Mobilität“ nach Begrüßungsworten des Vizerektors Michael Lang und der Vorständin des Departments Sozioökonomie Ulrike Schneider aufgezeigt und diskutiert.
Hierbei betonte Michael Förster, dass die jüngsten Berichte der OECD A Broken Social Elevator? und Under Pressure: The Squeezed Middle Class eindrucksvoll nachwiesen, dass soziale Mobilität in OECD-Ländern in den Dimensionen Einkommen, Bildung, Beruf und Gesundheit gering ist, wobei sticky floors für viele die Aufwärtsmobilität verhindern und sticky ceilings mit dem Horten von Möglichkeiten an der Spitze verbunden ist. So kann es 4 bis 5 Generationen dauern, bis ein Kind, das in eine Familie mit niedrigem Einkommen geboren wird, das mittlere Einkommen in einem typischen OECD-Land erreicht. Gleichzeitig haben Haushalte mit mittlerem Einkommen in den letzten Jahrzehnten kein oder nur ein geringes Einkommenswachstum erfahren, wodurch Herausforderungen wie Ungerechtigkeit, Teuerung der Lebenshaltungskosten und Unsicherheit der Wirtschaftsaussichten ins Zentrum rücken.
Das soziale Immobilität ist nicht nur unfair, sondern auch ökonomisch schädlich ist, erklärt Alyssa Schneebaum. Sie verdeutlicht, dass viele Menschen für eine absolute Chancengleichheit sind, aber nicht unbedingt für Ergebnisgleichheit in Punkto Bildung, Einkommen oder Vermögen. Das Chancengleichheit aber überhaupt möglich ist, wenn die ökonomischen Ergebnisse so ungleich verteilt sind, stellt Alyssa Schneebaum in Frage. Außerdem zeige die Forschung ganz klar auf, wie soziale Mobilität gefördert werden könnte, in Österreich fehlt es aber bisher am politischen Willen diese entsprechend zu berücksichtigen.
Diesen Punkt unterstreicht auch Christoph Badelt, der meint, dass die österreichischen politischen Diskussion um die Ungleichheit von Einkommen oder Vermögen nicht reichen, sondern auch das Thema der sozialen Mobilität diskutiert werden muss. Meist konzentriert sich die Kritik an der Ungleichheit auf die Forderung nach einer Vermögensbesteuerung oder nach einer stärkeren Besteuerung der Reichen. Auch das Anliegen, den Aufstieg von Angehörigen sozial benachteiligter Schichten zu fördern, tritt gegenüber der Förderung einer materiellen Besserstellung in den Hintergrund (Beispiel: Mindestsicherung). Oft sind es zudem Wirtschaftskreise, die die Anliegen der Verbesserung der Bildungschancen propagieren, weil dahinter die Einsicht nach einer Beseitigung des Fachkräftemangels steht. Daher sei es insgesamt nicht verwunderlich, dass Österreich bei der Förderung der sozialen Mobilität noch viel Raum für Verbesserungen hat.
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