Erfolgreicher erster virtueller ESDN Workshop
Der 18. Workshop des Europäischen Nachhaltigkeitsnetzwerks (ESDN) mit dem Titel “ Erreichung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) durch einen nachhaltigen und gerechten Wandel – Herausforderungen und Antworten auf Covid-19“ beschäftigte sich mit der Frage, wie der Aufbau nach der Covid-19 Pandemie auf der Basis von Nachhaltiger Entwicklung durchgeführt werden und zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) beitragen kann. Der Workshop wurde vom ESDN gemeinsam mit der Abteilung für Nachhaltige Entwicklung des Amts des rumänischen Premierministers durchgeführt.
Aufgrund der Reisebeschränkungen innerhalb Europas durch Covid-19, konnte der Workshop nicht, wie ursprünglich geplant, in Bukarest stattfinden, sondern wurde als virtueller Event organisiert – und war somit der erste virtuelle Event des ESDN. Insgesamt nahmen 92 NachhaltigkeitsexpertInnen aus 22 Ländern aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und internationale Organisationen am Workshop teil. Darüber hinaus wurde der Workshop via Facebook Livestreaming von über 3.000 Personen gesehen. Der Mitschnitt des Workshops kann in gesamter Länge über den ESDN YouTube Kanal angesehen werden.
Die Covid-19 Pandemie hat nicht nur den Gesundheitssektor in ganz Europa und weltweit betroffen. Die Lockdown-Maßnahmen haben auch zu einer Wirtschaftskrise geführt. Mit Stand Juli 2020 sind viele Regierungen damit beschäftigt, Pläne und Maßnahmen für den Wiederaufbau zu gestalten bzw. umzusetzen. Viele dieser Pläne beinhalten Anreize für die Wirtschaft, aber auch Maßnahme für den Arbeitsmarkt. Aufgrund der Vielfalt der Herausforderungen, die auch zentrale Aspekte der Nachhaltigen Entwicklung betreffen, haben sich zahlreiche Staaten für einen „nachhaltigen“ Aufbau nach Covid-19 ausgesprochen.
Am virtuellen Workshop nahmen viele hochrangige ExpertInnen teil, insbesondere die für die nationale Umsetzung der SDGs zuständigen VerwaltungsbeamtInnen aus ganz Europa. Präsentationen wurden von VertreterInnen der Europäischen Kommission (Adina Vălean, Kommissarin für Verkehr), der UNECE (Olga Algayerova, UNECE Executive Secretary und Under-Secretary-General) und der OECD (Tatyana Teplova, Head of Division for Policy Coherence for SDGs) gehalten.
Die Präsentationen und Diskussionen veranschaulichten sehr gut, dass die meisten nationalen Aufbauprogramme die SDGs berücksichtigen, ja sogar als Leitlinien für manche dieser Programme herangezogen werden. Es gibt die klare Tendenz, dass die Covid-19 Pandemie und die dadurch benötigten Aufbauleistungen und Umorientierungen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen die Nachhaltige Entwicklung nicht geschwächt, sondern – ganz im Gegenteil – deren Bedeutung erhöht haben beim Ziel, „stärker zurückzukommen“ sowie die Wirtschafts- und Innovationskraft „grüner“ und inklusiver zu gestalten (z.B. „Green Deal“).
Die Diskussion der Workshop-TeilnehmerInnen behandelte natürlich auch die Frage, wie Nachhaltigkeitspolitik nach Covid-19 gestärkt werden muss bzw. effektiver gestaltet werden kann. Dabei sind 5 Aspekte besonders hervorgehoben worden:
Als einer der wichtigsten Aspekte wurde die Stärkung von „Policy Coherence“, d.h. der Zusammenarbeit und Koordination von verschiedenen sektoralen Ministerien, angesehen. Das Prinzip des „Policy Coherence“ hat eine sehr lange Tradition im Bereich Nachhaltiger Entwicklung und gilt als eines ihrer wichtigsten Policy-Prinzipien, um verschiedene Ziele, die zueinander in Beziehung stehen und einander gegenseitig beeinflussen, zu koordinieren. Die Covid-19 Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Abstimmung und Kooperation zwischen einzelnen Ministerien ist, um eine komplexe Herausforderung positiv und effektiv zu meistern.
Auch als sehr wesentliche Bereiche für die Stärkung von Nachhaltiger Entwicklung wurden Vertrauen, sozialer Zusammenhalt und die Einbeziehung von den betroffenen Akteuren erachtet.
Es wurde weiter festgestellt, dass es derzeit eine starke Zustimmung der Politik für die SDGs als Leitlinien für die Maßnahme und den Aufbau nach der Covid-19 Pandemie gibt, aber es noch unklar ist, wie stark die SDGs in der praktischen Umsetzung von konkreten Maßnahmen herangezogen werden. Daher wurde die Entwicklung einer „Toolbox für SDGs in der praktischen Umsetzung“ von Strategien und Aufbauprogramme nach Covid-19 angeregt.
Es wurde darauf hingewiesen, dass man während der Covid-19 Pandemie auch sich ändernde Machtdynamiken feststellen konnte. In den letzten Jahren bzw. Jahrzenten ist das Policymaking zunehmend reaktiv gegenüber Marktdynamiken geworden und wurde immer weniger auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierend gestaltet. Das Vertrauen in die Wissenschaft und Forschung hat aber in den letzten Monaten durch Covid-19 eine Wiederbelebung erfahren und politische Entscheidungen wurden zunehmend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhend getroffen. Daher, so wurde argumentiert, gibt es jetzt ein „Window of Opportunity“ für verstärkt wissensbasierte und proaktive Politikgestaltung.
Zusätzlich könnte Covid-19 und die damit verbundenen Herausforderungen und Änderungen auch ein Nachdenken über das Design von neuen Systemen fördern. Das Erreichen der SDGs und die Entwicklung eines responsiven Systems von miteinander zusammenhängen Nachhaltigkeitszielen ist eine Frage des Systemdesigns und bietet die Chance für neue Designmöglichkeiten, im Gegensatz zur Fortführung von gut etablierten, aber nicht effektiven Ansätzen.
Dies gesamte Dokumentation über den ersten virtuellen ESDN Workshop finden Sie auf der Website des Netzwerks.