Adna Ahmic: Veränderungen der Arbeitswelt durch die COVID-19-Pandemie
Adna Ahmic beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit den sozialen und ökonomischen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Arbeitswelt. Besonderes Augenmerk legt sie hierfür auf die drei Bereiche der Lebenszufriedenheit, der Jobsicherheit und der Geschlechtergerechtigkeit von ArbeitnehmerInnen. Dadurch sollen die Krisen-bedingten Veränderungen in der Arbeitswelt untersucht werden. Auch wenn aus der Arbeit hervorgeht, dass sich die COVID-19-Pandemie negativ auf alle drei untersuchten Bereiche auswirkt, stellt Fr. Ahmic fest, dass es auch Chancen gibt, die ergriffen werden können.
Die Arbeit wurde betreut von Univ.-Prof. Dr. Ingolfur Blühdorn und Michael Deflorien MA, beide Institut für Gesellschaftswandel und Nachhaltigkeit
Worum geht es in Ihrer Arbeit?
In der Arbeit geht es um die Veränderungen der Arbeitswelt durch die COVID-19-Pandemie. Das wird anhand von drei Faktoren untersucht: die Lebenszufriedenheit, Jobsicherheit und Geschlechtergerechtigkeit von ArbeitnehmerInnen. Dabei wird ein Vergleich zwischen der Situation vor, während und nach der Pandemie gezogen.
Warum ist dieses Thema so relevant?
Schon in den letzten Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt in vielen Bereichen verändert. Die Pandemie hat jedoch zu starken und plötzlichen Veränderungen geführt – durch das Home-Office, die Kurzarbeit und den Anstieg der Betreuungstätigkeiten. Die Darstellung der Veränderungen ist wichtig, um die Bedeutung und die Folgen dieser Veränderungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verstehen. Darüber hinaus wird eine Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken ermöglicht, die für zukünftige Entwicklungen in der Arbeitswelt relevant sein werden und es bereits sind.
Was haben Sie herausgefunden?
Schon vor der Pandemie hat sich gezeigt, dass flexiblere Arbeitsmodelle, Arbeit mit flexiblen Arbeitszeiten oder einem flexiblen Arbeitsort, nicht nur positive Seiten haben. Mit der Pandemie und der weitreichenden Einführung des Home-Office wurden die Nachteile verstärkt sichtbar. Auf der einen Seite steigen zwar die Autonomie und Freiheit im Arbeitsalltag. Auf der anderen Seite aber herrschen gleichzeitig höhere Anforderungen, die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist oftmals nicht besser zu erreichen.
In den letzten Jahrzehnten ist darüber hinaus die Zahl der unsicheren Beschäftigungsverhältnisse gestiegen, sodass neben dem Normalarbeitsverhältnis viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in atypischen Arbeitsverhältnissen (...) angestellt sind. Damit einher geht eine geringere Jobsicherheit. Die Pandemie hat zu vielen Entlassungen und Kurzarbeit geführt, zahlreiche Stellen sind bedroht, wodurch die Unsicherheit in vielen Bereichen noch zusätzlich gestiegen ist.
Im Hinblick auf die Geschlechtergerechtigkeit hat sich die Situation für Frauen auf dem Arbeitsmarkt in den letzten Jahrzehnten zwar verbessert. Aber dennoch gab es vor der Pandemie noch Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt. Durch die Pandemie haben sich diese Unterschiede noch verstärkt, vor allem durch die zusätzlichen Kinderbetreuungstätigkeiten.
In meiner Arbeit komme ich zu dem Schluss, dass sich die COVID-19-Pandemie negativ auf alle drei untersuchten Bereiche auswirkt – die Lebenszufriedenheit, die Jobsicherheit und die Geschlechtergerechtigkeit von ArbeitnehmerInnen. Vor allem im Bereich der Jobsicherheit und bei der Geschlechtergerechtigkeit sind keine schnellen Verbesserungen zu erwarten. Die Lebenszufriedenheit könnte hingegen wieder steigen unter der Bedingung, dass in Unternehmen beispielsweise klare Regeln zur Arbeitszeit eingeführt werden.
Aleksandar Dimitrijević: Der aktuelle Umgang der EU mit europäischen Steueroasen und Offshore-Finanzplätzen
Aleksandar Dimitrijević geht in seiner Arbeit der Frage auf den Grund, wie die EU mit europäischen Steueroasen bzw. Offshore-Finanzplätzen aktuell umgeht. Zentral erscheint dabei jener Umstand, dass Steueroasen bzw. Offshore-Finanzplätze eng miteinander verbunden sind. Um Steuervermeidungspraktiken vorzubeugen brauche es daher eine umfassende Betrachtung des gesamten Kreislaufes der Steuergestaltung, eine stetige Beobachtung dieses Bereiches und laufende Weiterentwicklung der jeweiligen Maßnahmen, um möglichst schnell und effektiv auf neue Praktiken zur Steuerumgehung reagieren zu können.
Die Arbeit wurde betreut von PD Mag. Dr. Barbara Haas, Senior Lecturer im Department Sozioökonomie.
Worum geht es in Ihrer Bachelorarbeit?
In nuce geht es in der Arbeit um europäische Steueroasen bzw. Offshore-Finanzplätze. Ein zentraler Aspekt der Arbeit ist es, aufzudecken, wie die EU mit Steuervermeidungspraktiken in diesen Ländern umgeht und welche Mittel ihr dabei zur Verfügung stehen (bspw. Verordnungen oder Richtlinien). Essenziell ist es dafür, zunächst die Begriffe der Steueroase und des Offshore-Finanzplatzes zu definieren. In weiterer Folge werden vier europäische Staaten ins Visier genommen (Schweiz, Luxemburg, Irland, Niederlande), auf ihre Rolle als Steueroase bzw. Offshore-Finanzplatz untersucht sowie deren Steuergestaltung näher analysiert. Zusätzlich wird eine Auswahl an Maßnahmen der EU zur Bekämpfung von Steuerumgehung vorgestellt.
Warum ist dieses Thema so relevant?
Ungleichheit in der Vermögens- und Einkommensverteilung ist ein Thema, das wohl die meisten Länder weltweit in irgendeiner Art und Weise betrifft. Global agierenden Konzernen, die mit unterschiedlichen Strategien, Gewinne möglichst gering versteuern und damit einen beträchtlichen Verlust von Steuereinnahmen verursachen, kommt in diesem Kontext daher eine wichtige Rolle zu. Und auch angesichts hochaktueller Entwicklungen auf der global-politischen Ebene (130 Nationen haben sich auf eine Mindeststeuersatz für internationaltätige Konzerne geeinigt) erscheint dieses Thema aktueller und relevanter denn je.
Was haben Sie herausgefunden?
Unter der Berücksichtigung, dass nicht alle Regelungen der Europäischen Union behandelt wurden, kann gesagt werden, dass es drei wichtige Wirkungsmechanismen für Maßnahmen gegen Steuervermeidungspraktiken in der EU gibt. Dazu zählen:
das Maßnahmenpaket der Europäischen Kommission,
der Verhaltenskodex zur Unternehmensbesteuerung und
eine EU-Liste unkooperativer Länder und Gebiete.
Bei der Frage nach der Wirksamkeit dieser Maßnahmen wurde festgestellt, dass vielfach nicht das volle Potential ausgeschöpft wird. Die fehlende Harmonisierung nationaler (Steuer-)Rechtssysteme im EU-Raum entpuppt sich dabei als eines der größten Hindernisse.
Bildlich kann von einem Wettlauf der Steuerbehörden mit den GestalterInnen der Steuerumgehungspraktiken gesprochen werden und um die Wirksamkeit der verschiedenen Maßnahmen zu vergrößern scheint eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Mitgliedsstaaten und deren Steuerbehörden unumgänglich. Steueroasen bzw. Offshore-Finanzplätze gibt es auf der ganzen Welt und es herrscht eine intensive Zusammenarbeit zwischen diesen. Um Steuervermeidungspraktiken daher möglichst effektiv und effizient begegnen zu können, braucht es:
eine Betrachtung des globalen Zusammenspiels der Steueroasen bzw. Offshore-Finanzplätze und damit des gesamten Kreislaufes der Steuergestaltung und Steuervermeidungspraktiken,
eine stetige Beobachtung dieses Bereiches
und laufende Anpassungen, Ergänzungen und Neu-Entwicklungen von Maßnahmen.
Nur so ist es möglich, Schlupflöcher aufzuspüren und auf neue Praktiken zur Steuerumgehung reagieren zu können.
Sümeyye Cekic – „Flexibilisierung der Arbeitszeit. Der 12-Stunden-Tag und seine Auswirkungen auf Arbeitnehmer_innen“ betreut von Dr. Felix Butzlaff, Institut für Gesellschaftswandel und Nachhaltigkeit
Sümeyye Cekic beschäft sich in ihrer Arbeit mit dem 2018 eingeführten Gesetz zur Arbeitszeitflexibilisierung und den Auswirkungen von Ausdehnungen der Arbeitszeit auf ArbeitnehmerInnen. Arbeit nimmt einen großen Teil unseres Lebens ein und hat auch Einfluss auf andere Lebensbereiche, deshalb ist eine nachhaltige Gestaltung der Arbeitszeit essentiell für unser Wohlbefinden. Frau Cekic betont in ihrer Arbeit, dass Zeit auch Macht bedeuten kann. Bei der Frage nach den optimalen Arbeitszeiten geht es daher nicht nur um gesundheitliche Auswirkungen, sondern auch um Interessens- und Machtkonflikte zwischen Arbeitnehmer_innen und Arbeitgeber_innen.
Worum geht es in Ihrer Bachelorarbeit?
In der Arbeit wird das in 2018 eingeführte Gesetz der „Arbeitszeitflexibilisierung“ und die Auswirkungen eines 12-Stunden-Tages bzw. der Ausdehnung von Arbeitszeiten auf ArbeitnehmerInnen thematisiert. Damit zusammenhängend wird dem Zeitbegriff und seiner Bedeutung Platz eingeräumt.
Warum ist dieses Thema so relevant?
Das menschliche Dasein ist kaum ohne den Begriff der Arbeit vorstellbar. Wirtschaftlich gesehen dient Berufsarbeit der Existenzsicherung sowie der Erhaltung von Lebensstandards. Arbeit nimmt einen großen Raum im Alltag der Menschen ein, daher bedarf es auch einer intensiven Beschäftigung mit Arbeitszeiten. Denn eine optimale Gestaltung der Arbeitszeiten und der damit zusammenhängenden Zufriedenheit der Arbeitnehmer_innen ist essentiell für das nachhaltige Funktionieren einer gesunden Arbeitswelt und auch der Sicherstellung einer langfristigen Existenz von Unternehmen.
Was haben Sie herausgefunden?
Lange Arbeitstage können unterschiedliche negative Folgen auf die Gesundheit der Arbeitnehmer_innen haben. Forschungen zufolge fällt bei einer Arbeitsdauer von über sieben Stunden die Leistungseffizienz spürbar ab und auch das Unfallrisiko steigt exponentiell an. Außerdem wurde nachgewiesen, dass bereits bei zwei aufeinanderfolgenden 12-Stunden-Tagen eine Erholungsdauer von mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen notwendig sei, um langfristig chronische Erkrankungen zu vermeiden.
Des Weiteren erforderte die Einführung des neuen Arbeitszeitgesetzes eine umfassende Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Zeit. Es hat sich gezeigt, dass Zeitordnungen Macht- und Herrschaftsverhältnisse ausdrücken und bei der Untersuchung von sozialer Ungleichheit eine wesentliche Rolle spielen. Bei der Frage nach den optimalen Arbeitszeiten geht es daher nicht nur um gesundheitliche Auswirkungen, sondern auch um Interessens- und Machtkonflikte zwischen Arbeitnehmer_innen und Arbeitgeber_innen, denn mit einer Ausdehnung der Arbeitszeiten verschiebt sich auch die Verfügungsmacht über die Zeit.
Denise Waglechner – „Chancen und Risiken einer Arbeitszeitverkürzung. Beispiele aus der betrieblichen Praxis“ betreut von Dr. Barbara Haas, Senior Lecturer im Department Sozioökonomie
Denise Waglechner beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit den sozialen und ökonomischen Folgen einer Arbeitszeitverkürzung. Eine Reduktion der Arbeitsstunden könnte sich nicht nur positiv auf die Work-Life Balance, auf die Gesundheit und auf die Geschlechtergleichstellung auswirken, sondern auch in Form von Produktivitätssteigerungen den ArbeitgeberInnen zu Gute kommen. Auch wenn weniger Wochenstunden nicht in allen Branchen möglich sind, stellt Frau Waglechner in ihrer Arbeit fest, dass eine Arbeitszeitverkürzung sowohl sozial als auch ökonomisch nachhaltig sein kann.
Worum geht es in Ihrer Bachelorarbeit?
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage wie sozial und ökonomisch nachhaltig eine Arbeitszeitverkürzung ist. Dabei werden im ersten Teil die möglichen Effekte auf das Familienleben, ehrenamtliches Engagement und Weiterbildung sowie Produktivität und Gesundheit der ArbeitnehmerInnen und die Beschäftigung behandelt. Im zweiten Teil werden sechs Betriebe mit kürzerer Arbeitszeit vorgestellt und anschließend die Nachhaltigkeit der Arbeitszeitverkürzung in diesen Firmen hinsichtlich der erwähnten Aspekte analysiert.
Warum ist dieses Thema so relevant und was haben Sie herausgefunden?
Das Thema ist deshalb relevant, weil eine Arbeitszeitverkürzung positive Effekte sowohl für ArbeitnehmerInnen als auch für ArbeitgeberInnen mit sich bringen kann. Es ist bekannt, dass sich sowohl Männer als auch Frauen mehr Zeit für ihre Familie wünschen. Dieser Wunsch kann durch kürzere Arbeitszeiten erfüllt werden. Damit können auch die Fürsorge- und Haushaltstätigkeiten zwischen den Geschlechtern besser aufgeteilt werden und die (niedrigeren) Arbeitszeiten der Frauen jenen der Männer näherkommen, sodass ein Schritt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit gemacht werden kann.
Außerdem können die Chancen auf Weiterbildung, die großteils bei Personen mit hohen Bildungsabschlüssen liegen, gerechter unter den Erwerbspersonen verteilt werden. Auch die Gesundheit und die Produktivität der ArbeitnehmerInnen können mithilfe einer kürzeren Arbeitszeit verbessert werden. Zum Beispiel kann die Gesundheit profitieren, da mit steigender Arbeitszeit die gesundheitlichen Probleme häufiger werden. Dabei ist es wichtig, dass die zusätzliche Freizeit tatsächlich zur Erholung und für sinnvolle Tätigkeiten genutzt wird. Bei verbesserter Gesundheit werden weniger Krankenstände benötigt, wovon auch die ArbeitgeberInnen profitieren. Außerdem werden zufriedene MitarbeiterInnen eher im Unternehmen bleiben, sodass vor allem Betriebe mit hoher MitarbeiterInnenfluktuation durch die Arbeitszeitverkürzung an ArbeitgeberInnenattraktivität gewinnen und Kosten bei der Personalsuche einsparen können. Außerdem können erholte ArbeitnehmerInnen ihre Arbeitszeit sinnvoller nutzen, ermüden weniger und können mehr und qualitativ hochwertigere Leistung erbringen. Insgesamt kann eine Arbeitszeitverkürzung somit sozial und ökonomisch nachhaltig sein.
Natürlich kommt es auch auf die Tätigkeit an. Bei gewissen Tätigkeiten kann eine gestiegene Produktivität und Qualität die eventuellen Mehrkosten für zusätzliches Personal nicht überwiegen, wenn sie nicht zu zusätzlichen Einnahmen führen, wie in einem schwedischen Altersheim zu beobachten war. Manche Arbeiten lassen sich auch nicht auf andere Personen übertragen, wenn sie personengebunden sind, was zum Beispiel bei PsychotherapeutInnen der Fall wäre. Jedoch zeigen die anderen Beispiele in meiner Arbeit, dass sich eine Arbeitszeitverkürzung durchaus lohnen kann und sowohl die ArbeitgeberInnen als auch die ArbeitnehmerInnen davon profitieren.