Studierende stehen vor dem LC und blicken lächelnd einer Kollegin mit einer Mappe in der Hand nach.

Fürchtet euch nicht – zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.

27. April 2016

Meine Prognose: Norbert Hofer gewinnt die Stichwahl nicht.

Der auch mit meiner Stimme gewählte neue HBP (Herr Bundespräsident) ist zwar grün, aber letztlich ein Links-Verbinder, der großväterliche Sicherheit mit einer Prise Altersradikalität und dem hypnotisch-einschläfernden Duktus des Tirolers mischt und nicht nur, aber auch damit dem Amt altes Ansehen mit neuem Anstrich verleiht.

Gewiss: die Zeichen der Zeit sind nicht erfreulich, ja alarmierend. Aber das Erstarken der neuen Rechten in Österreich ist Symptom, nicht Ursache.

Die EU hat sich über lange Jahre fast jeder, jedenfalls jeder intensiven, Diskussion um ihre gemeinsame Basis jenseits des ökonomischen Kalküls verweigert. In den schönen (schönen?) Zeiten ökonomischen Wachstums wollten alle dabei sein, die sich größere Brocken vom Wirtschaftskuchen versprachen. Und alle wurden mit mehr oder weniger offenen Armen, wenngleich nicht ohne Demütigungsritual – Übergangsregelung! Lohndumping! – aufgenommen. Wo blieb das gemeinsame Ringen um das, was uns darüber hinaus verbindet? Wo die Auseinandersetzung darüber, wofür es sich zu kämpfen und auch zu leiden lohnt? Wir lehren mit großem Pathos, wie wichtig eine gemeinsame Vision, wertebasierte Führung, Servant Leadership etc. ist, aber nehmen ohne weiteres in Kauf, dass wir in einem Europa leben, von dem wir kaum geografisch, geschweige denn ‚tiefer‘ benennen können, was uns zusammenhält. Und jetzt wundern wir uns über mangelnde Solidarität? Sich in Schach halten wegen möglicher Nacheile ökonomischer Art und gieren nach komparativen monetären Vorteilen trägt nicht weit. Da braucht es mehr.

(wm)    

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