Parenting meets the Crowd: Wie man Unternehmenszentralen optimieren kann
Welchen Wert schöpft unsere Unternehmenszentrale? Auf welche Parentingaktivitäten ist sie fokussiert und ist dieser Fokus richtig gesetzt? Diese, und ähnliche, sind ganz typische Fragen, mit denen sich das Management von Firmen aus den verschiedensten Industrien beschäftigt.
Phillip Nell und Alexandra Gillung
Welchen Wert schöpft unsere Unternehmenszentrale? Auf welche Parentingaktivitäten ist sie fokussiert und ist dieser Fokus richtig gesetzt? Diese, und ähnliche, sind ganz typische Fragen, mit denen sich das Management von Firmen aus den verschiedensten Industrien beschäftigt. Idealerweise schöpft die Unternehmenszentrale einen positiven Netto-Wert, d.h. sie generiert mehr Wert als Kosten für das Gesamtunternehmen. Dies ist allerdings leichter gesagt als getan und wird von einigen Komplexitäten begleitet. Im Folgenden beschreiben wir die wichtigsten Komplexitätstreiber.
Wertschöpfung und Wertminderung sind multidimensionale Konstrukte und schwer messbar
Die Unternehmenszentrale kann auf verschiedene Arten Wert schöpfen, z.B. durch das Aufsetzen eines effizienten internen Kapitalmarkts, die Schaffung von Synergien oder effizientes Monitoring. Ebenso ist Wertminderung multidimensional. So ist die Zentrale selbst Verursacher direkter Kosten wie z.B. den Personalkosten für Mitarbeiter:innen der Zentrale. Aber die Zentrale verursacht auch indirekte Kosten, wie z.B. Personalkosten, die in Tochtergesellschaften anfallen, um Berichtsanforderungen der Zentrale zu erfüllen oder Motivationskosten, die auf Tochtergesellschaftsebene anfallen, weil Manager dort das Gefühl haben, nicht viel selbst bestimmen zu können. Wertschöpfung und Wertminderung gesamtheitlich zu erfassen ist damit erschwert, vor allem da selbst die Einzeldimensionen wie Synergien, Motivationskosten, etc. nicht einfach messbar sind.
Eine positive Netto-Wertschöpfung kann durch viele verschiedene Konfigurationen von Parentingaktivitäten herbeigeführt werden
Durch die Multidimensionalität von Wertschöpfung und Wertminderung ergibt sich auch Komplexität daraus, dass die gleiche Nettowertschöpfung durch verschiedene Konfigurationen erzielt werden kann. Der wissenschaftliche Fachbegriff ist hier die „equifinality“. Konkret kann sich die Zentrale einer Unternehmung auf sehr wenige Parentingaktivitäten fokussieren (z.B. keinerlei strategische Steuerung der Töchter, sondern Steuerung ausschließlich über finanzielle Kennzahlen), und damit auch geringe Kosten verursachen. Eine andere Unternehmung erzielt vielleicht dieselbe Netto-Wertschöpfung durch eine große, personalstarke Zentrale, die dann entsprechend auch viele Parentingaktivitäten übernimmt.
Die digitale Transformation wird in den nächsten Jahren stark beeinflussen, wie Unternehmenszentralen gestaltet werden
Wertschöpfung und Wertminderung durch Parentingaktivitäten der Zentrale werden genauso wie andere Tätigkeiten einer Firma durch die Digitalisierung beeinflusst. So bilden bereits heute moderne Big Data Tools die Grundlage dafür, die Informationen, die in jeder und über jede Tochtergesellschaft oder Business Unit vorhanden sind, so zu analysieren und aufzubereiten, dass Topmanagern der Zentralen sowohl schnellere als auch präzisere Daten für ihre Entscheidungen zur Verfügung stehen. So hat SAP beispielsweise Management Dashboard-funktionen im Angebot, bei denen auf multiplen Bildschirmen, u.a. auch KI-unterstützt, Daten für Manager übersichtlich zur Verfügung gestellt werden.
Trotz dieser diversen Komplexitäten ist die Bewertung der Wertschöpfung der Unternehmenszentrale möglich. Das HiA-Team unterstützt dabei, dies objektiv und umfassend zu tun, und zeigt Wahrnehmungslücken sowie Verbesserungspotentiale auf, um den Fokus auf die „richtigen“ Parentingaktivitäten zu lenken und die Netto-Wertschöpfung der Zentrale zu erhöhen. Gleichzeitig generiert das Team wichtige Daten, die in die HiA Forschung eingehen.
In diesem Kontext beschäftigen wir uns u.a. auch mit der Frage, wie sich Digitalisierung auf die Wertschöpfung von Unternehmenszentralen auswirkt. Im Jahr 2019 haben wir zusammen mit Headquarters Austria und Roland Berger hierzu eine praxisrelevante Studie durchgeführt (Headquarters of the future: The impact of digitalization on headquarters structures and value added), sowie eine wissenschaftliche Publikation veröffentlicht (How corporate headquarters add value in the digital age). Natürlich bleibt dieses Thema hochrelevant und somit ein wichtiges Forschungsgebiet für HiA.
Wenn Sie an unserer aktuellen Studie teilnehmen möchten, dann kontaktieren Sie uns gerne! Studienteilnehmer:innen erhalten zudem die Möglichkeit an unserem Headquarters in Austria Event mit Gästen aus Wirtschaft und Wissenschaft im Mai teilzunehmen.
Wenn Sie mehr über Parentingstrategien und Möglichkeiten für Unternehmenszentralen zur Wertschöpfung erfahren möchten, folgen Sie uns auf LinkedIn!
Verweise:
Nell, P.C., Schmitt, J., Preveden, V., & Hauska, L. (2019). Headquarters of the future: The impact of digitalization on headquarters structures and value added. Wirtschaftsuniversität Wien. epub.wu.ac.at/6787/1/Study_HQ_Digitalization_FINAL.pdf
Schmitt, J., Decreton, B., & Nell, P. C. (2019). How corporate headquarters add value in the digital age. Journal of Organization Design, 8(1), 1-10.