Geschichte der WU
Von der k.k. Export-Akademie zur modernen Universität
Die Gründung der k.k. Export-Akademie wurde von der Vision getragen, eine neuartige Ausbildung für Handelsexpert*innen anzubieten. Bereits damals wurde auf Internationalität großer Wert gelegt. Das ist heute nicht anders. Die WU ist eine moderne und innovative Universität. Internationalität, Inklusion und Responsibility sind uns wichtig. Machen Sie mit uns eine Exkursion in die Geschichte der WU und sehen Sie, wie wir unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen.
WU von damals bis heute
Gründung der k.k. Exportakademie
Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Wien keine Ausbildung für qualifizierte Kaufleute. Die Wiener Kaufmannschaft wollte das ändern und engagierte sich für die Gründung der k.k. Export-Akademie.
Am 1. Oktober 1898 erblickte die Vorgängerinstitution der WU das Licht der Welt. Bis 1915 war sie Teil des österreichischen Handelsmuseums, anschließend wurde sie von einem Verein betrieben. In den ersten Jahren teilte sich die k.k. Export-Akademie auch ein Gebäude mit dem Handelsmuseum, das Palais Festetics in der Berggasse in Wien Alsergrund.
Eine neuartige, visionäre Ausbildung
Die Ausbildung an der k.k. Export-Akademie war visionär. Sie war praxisorientiert mit einem großen Angebot an Kursen.
Neben kaufmännischen Fächern und Warenkunde wurden Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftsgeografie, öffentliches Recht und Privatrecht unterrichtet. Von Anfang an war das Studium international ausgerichtet. Die Absolvent*innen sollten sowohl für den Handel innerhalb der Monarchie als auch mit andern Ländern und Kontinenten bestens qualifiziert sein. Wirtschaftssprachen waren daher Pflichtfächer.
Auch das Konzept des „Lebenslangen Lernens“ wurde an der k.k. Export-Akademie bereits umgesetzt. Neben dem regulären Studium gab es spezielle Lehrgänge für Erwerbstätige bestimmter Branchen und Berufszweige.
Erste Frau schließt Studium ab
Anna Baidaff studierte von 1914 bis 1917 an der k.k. Export-Akademie. Sie schloss als erste Frau das Studium an der Vorgängerinstitution der WU ab und war damit auch die erste Frau, die den Titel „Diplomkaufmann“ führen durfte.
Umzug in ein größeres Gebäude
Das Interesse an der k.k. Export-Akademie war enorm. Schon bald war das Palais in der Berggasse zu klein.
Bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde daher der Bau eines neuen Gebäudes am Rande des Währinger Parks in Wien Döbling beschlossen. Die Eröffnung fand am 20. März 1917 statt.
Die k.k. Export-Akademie wird zur Hochschule für Welthandel
Schon in der Monarchie gab es Bestrebungen, der Exportakademie gesetzlich den Rang einer Hochschule zuzuerkennen. 1919 war es soweit. Die Export-Akademie wurde zur Hochschule für Welthandel.
Statt eines Direktors leitete nun ein Rektor die Einrichtung, diesem stand – wie an Universitäten und den anderen Hochschulen des Landes – ein Professorenkollegium zur Seite. Es dauerte allerdings noch einige Zeit bis die Hochschule akademische Grade verleihen durfte. 1930 erhielt sie das Promotionsrecht, 1936 wurde der akademische Grad „Diplomkaufmann“ rechtlich verankert.
Gefragt im In- und Ausland
An der Hochschule für Welthandel trafen einander Studierende aus der neu erstandenen Republik Österreich und den Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie.
Die vielen ausländischen Studierenden, zeitweise waren es zwei- bis dreimal so viele wie Österreicher*innen, schufen eine eindrucksvolle internationale Atmosphäre.
Auswirkungen des NS-Regimes
An der Exportakademie und Hochschule für Welthandel gab es selbstverständlich auch viele jüdische Studierende. Sie sahen sich jedoch bereits in den 1920er und 1930er Jahren Anfeindungen, Diskriminierungen und Gewalttaten ausgesetzt.
Seinen Höhepunkt erreichte der Antisemitismus nach dem 12. März 1938, dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich: Innerhalb weniger Wochen wurden jüdische Studierende, Angestellte und Lehrbeauftragte aus der Hochschule ausgeschlossen. Auch Personen, die dem austro-faschistischen Regime nahegestanden waren, wurden der Hochschule verwiesen. An ihre Stelle wurden regimetreue Dozenten aus Österreich und dem „Dritten Reich“ an die „Welthandel“ berufen, und auch nationalsozialistischen Wissenschaftlern der „Welthandel“ bot die Nazifizierung Karrierechancen.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden auch Angehörige von sogenannten „Feindstaaten“ vom Studium ausgeschlossen. Mehrere Hochschulangehörige wurden Opfer der Shoah. Studierende, die nach rassistischer Lesart als „Mischlinge“ galten, waren bürokratischer Willkür ausgesetzt. In vier Fällen sprach die Hochschule während der NS-Zeit im Kontext rassistisch und politisch motivierter Verfolgung Absolventen die akademischen Grade ab, die diese in der Zeit der Ersten Republik erworben hatten.
Nach der Einführung der deutschen Studienordnung büßten Fremdsprachen ihren Charakter als prüfungsrelevante Pflichtfächer ein. Mit der „Südost-Stiftung des Mitteleuropäischen Wirtschaftstages Berlin zur Heranbildung junger Kaufleute für Südost-Europa“ beteiligte sich die Hochschule für Welthandel während des Zweiten Weltkriegs auch am Imperialismus des NS-Regimes.
Zukunftsweisende Modernisierung
Die Folgen des NS-Regimes waren auch an der Hochschule für Welthandel noch Jahrzehnte lang zu spüren. So wurden z.B. ständische Wirtschafts- und Gesellschaftstheorien weiter unterrichtet, die in den 1920er und 1930er Jahren konzipiert worden waren.
Mit der Gründung neuer Institute wie z.B. Soziologie, Wirtschaftssoziologie, Mathematik und Statistik wurde die Hochschule für Welthandel in den 1960er Jahren zu einer modernen Universität. Lehre und Forschung konnten sich dadurch an internationalen Standards orientieren. Diese Entwicklung führte 1966 zur Einführung von sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Studienrichtungen: Handelswissenschaft, Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Wirtschaftspädagogik. Das nunmehr achtsemestrige Diplomstudium schloss mit dem Magister, das Doktoratsstudium mit dem Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ab.
Margarethe Ottillinger wird Vorstandsmitglied der ÖMV
Von 1957 bis zu ihrer Pensionierung 1982 war die Absolventin der Hochschule für Welthandel Margarethe Ottilinger Vorstandsmitglied der Österreichischen Mineralölverwaltung ÖMV.
Sie war die erste Frau im Vorstand der ÖMV und trug dazu bei, diese zu einem österreichischen Paradeunternehmen zu formen.
Margarethe Ottillinger schloss 1940 ihr Studium an der Hochschule für Welthandel ab. 1941 promovierte sie mit einer Dissertation über „Die Donau, Wasserstraße Großdeutschlands und Verkehrsweg nach dem Nahen Osten“. Bereits 1942 wurde sie Leiterin der statistischen Abteilung Eisen, der Außenstelle Südost der Reichsregierung. Nach dem Krieg arbeitete sie als Konsulentin für Wirtschaftsfragen beim Minister für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung, Peter Krauland. 1947 übernahm sie die Leitung der Planungssektion. 1948 wurde Ottillinger, zu diesem Zeitpunkt 28 Jahre alt, unter nicht ganz geklärten Umständen aus dem Auto ihres Ministers, der dem Vorgehen tatenlos zusah, von sowjetischen Besatzungssoldaten verhaftet und nach Moskau gebracht, wo sie zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde. Sie verbrachte sieben Jahre in Stalins Gulag-Lagern, ehe sie nach Abschluss des Staatsvertrags nach Österreich zurückkehrte. Ein Jahr später wurde sie vom Obersten Sowjet rehabilitiert.
Neuer Name: Wirtschaftsuniversität Wien
Die 1970er Jahre waren von einer großen Demokratisierungswelle geprägt. 1975 wurde die Hochschule für Welthandel zur Wirtschaftsuniversität Wien.
Entscheidungen traf nun nicht mehr nur ein Professorenkollegium, der akademische Mittelbau und die Studierendenvertretung wurden einbezogen.
Erste Professorin an die WU berufen
1981 wurde die Soziologin Gertraude Mikl-Horke als erste Professorin an die WU berufen; sie war auch die erste Frau, die sich an der WU habilitiert hatte (1977).
Eröffnung Campus Althanstraße
Das Studium an der WU ist seit jeher innovativ und international ausgerichtet. Es ist daher für Studienanfänger*innen besonders attraktiv. Die Studierendenzahlen stiegen in den letzten 125 Jahren permanent.
Bereits in den 1970er Jahren war das Gebäude der Hochschule für Welthandel zu klein für den Studienbetrieb. Im 9. Wiener Bezirk wurde daher Universitätscampus Althanstraße errichtet. 1982 eröffnet, stieß auch er kurz nach der Jahrtausendwende an seine Kapazitätsgrenzen.
Internationalisierung im Fokus
In den 1980er und 1990er Jahren wurde die globale Vernetzung von Forschung und Lehre zu einem strategischen Eckpfeiler der WU.
1990 entstand das Zentrum für Auslandsstudien, das bis heute als International Office die internationale Mobilität von Studierenden und Lehrenden organisiert.
Im selben Jahr trat die WU auch dem kurz zuvor gegründeten Universitätsnetzwerk CEMS bei. In den folgenden Jahren wurde die WU Mitglied in den wichtigsten internationalen Hochschulnetzwerken. Heute können Studierende, Lehrende, Forscher*innen und Mitarbeiter*innen aus rund 240 Partnerinstitutionen wählen, wenn sie sich für einen Auslandsaufenthalt entscheiden.
Seit 1992 nimmt die WU auch am ERASMUS/SOCRATES-Programm teil. Dieses erleichtert den Austausch innerhalb Europas und stellt Stipendien bereit.
Frauenförderung nimmt Fahrt auf
1990 verpflichtete eine Gesetzesnovelle Universitäten zur Einrichtung von Arbeitskreisen für Gleichbehandlungsfragen (AKG). Die Gründung des AKG an der WU 1991 war ein großer Schritt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit.
Im darauffolgenden Jahr verabschiedete die WU einen Frauenförderungsplan, der bis heute Teil der Satzung ist. Die Auswirkungen waren erstmals im Studienjahr 2002/03 sichtbar: An der WU arbeiteten mehr Frauen als Männer. Im selben Jahr richtete die WU eine Professur für Gender- und Diversitätsmanagement ein. Dessen Inhaberin, Edeltraud Hanappi-Egger, wurde 2015 die erste Rektorin der WU. 2014 etablierte die WU überdies die Stabstelle „Gender Policy“.
Erste Vizerektorin für Internationale Beziehungen
In den 1990er Jahre wurde die Internationalisierung der WU immer wichtiger. Die große Bedeutung dieses Themas wurde durch die Einsetzung einer Vizerektorin für Internationale Beziehungen unterstrichen.
Die Sprachwissenschaftlerin Gerlinde Mautner übernahm diese Aufgabe.
Internationale Anerkennung durch EQUIS-Akkreditierung
Im Februar 2007 wurde die WU mit dem renommierten Qualitätsgütesiegel EQUIS (EFMD Quality Improvement System) durch die anerkannte Agentur EFMD (European Foundation for Management Development) ausgezeichnet.
Die EQUIS-Akkreditierung war die erste der inzwischen drei internationalen Akkreditierungen (EQUIS, AACSB, AMBA) der WU.
Forschung zur Hochschule für Welthandel unter dem NS-Regime
Die WU stellt sich ihrer Geschichte und untersucht die Rolle der Universität unter dem NS-Regime.
Ein Gedenkprojekt ergründet die Schicksale der aus politischen und/oder rassistischen Gründen verfolgten Angehörigen der Hochschule für Welthandel. Ihre Biografien sind einem Gedenkbuch online abrufbar.
Ein weiteres sichtbares Zeichen dafür ist das Mahnmal auf dem Campus WU: Die Namen der vertriebenen Angehörigen der Hochschule für Welthandel verbinden sich zu einer Erdkugel. Gleichzeitig weist sie Lücken auf – Lücken, die diese Menschen hinterließen. Wenn immer neue Vertriebene gefunden werden, können sie in das Mahnmal aufgenommen werden – dadurch werden zumindest die Erinnerungslücken geschlossen.
Die Universitätsbibliothek analysiert im Rahmen eines groß angelegten Provenienzforschungsprojekts, wie vor 1945 gedruckte Bücher in den Besitz der Bibliothek gelangten. Bücher, die im Zuge von weltanschaulich oder rassistisch motivierter Verfolgung in den Bestand der Bibliothek kamen, werden an die rechtmäßigen Eigentümer*innen oder der deren Rechtsnachfolger*innen restituiert.
Ein richtungsweisender Campus
Der 1982 eröffnete Universitätscampus Althanstraße wurde kurz nach der Jahrtausendwende zu klein für den Studienbetrieb.
Auf dem Gelände der Weltausstellung von 1873 im 2. Bezirk wurde daher ein Campus der Superlative geplant. Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs waren internationale Top-Architekt*innen aufgerufen, mit der WU die Vision einer Universität der Zukunft zu entwickeln.
Auf rund 100.000 Quadratmetern entstand ein barrierefreier und nachhaltiger Campus, der den WU Angehörigen seit 2013 beste Arbeits- und Studienbedingungen bietet. Der Campus WU ist dabei mehr als ein Ort der Forschung und Lehre. Er soll gesellschaftlichem, kulturellem und politischem Leben Raum geben.
55.000 Quadratmeter des Geländes sind als Park gestaltet und für die Öffentlichkeit zugänglich. Besucher*innen sind jederzeit willkommen.
Eine der weltweit besten Wirtschaftsuniversitäten
Es ist der WU wichtig in Lehre und Forschung einen Spitzenplatz unter den Wirtschaftsuniversitäten einzunehmen. Mit drei hochrangigen internationalen Akkreditierenden, die der WU hohe Qualitätsstandards bescheinigen, ist das gelungen.
Seit 2015 hält die WU die 3 renommierten Akkreditierungen EQUIS, AACSB und AMBA. Die WU gehört damit zum exklusiven Kreis der 8 Universitäten aus der DACH-Region und zu den weniger als 1 Prozent aller Hochschulen weltweit, die sich über diese Auszeichnung freuen können.
Erste Rektorin
Edeltraud Hanappi-Egger wurde 2015 zur ersten Rektorin der WU gewählt. Bereits 2002 hatte sie die neu eingerichtete Professur für Gender- und Diversitätsmanagement übernommen.
Erster klimaneutraler Campusbetrieb Österreichs
Als öffentliche Institution hat die WU bei der Planung des neuen Campus ihre Verantwortung wahrgenommen, ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig zu bauen.
Im laufenden Betrieb wird auf sparsamen und effizienten Ressourcenverbrauch sowie auf Senkung des Materialeinsatzes geachtet. Für diese Bestrebungen erhielt der Campus WU bereits zahlreiche Auszeichnungen. Die Gebäude sind als „Blue Buildings“ (Weiterentwicklung von „Green Building“) ausgezeichnet und der Betrieb der WU ist nach EMAS und ISO 14001 zertifiziert. Trotzdem lassen sich CO2-Emmissionen im laufenden Betrieb nicht gänzlich vermeiden.
Die unvermeidbaren Kohlenstoffemissionen kompensiert die WU durch Unterstützung von nationale und internationalen Klimaschutzprojekten.
Die WU ist 125 Jahre alt
Heute versteht sich die WU als eine Universität, die ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt und in allen ihren Belangen verantwortungsvoll agiert.
Sie zeichnet sich durch Exzellenz, Vielfalt und Verantwortungsbewusstsein aus und fällt immer wieder mit Pionierleistungen auf.
So war die WU die erste Universität in Österreich, die ein professionelles Career Center einrichtete, die Wichtigkeit der Alumni-Arbeit erkannte, die Bologna-Studienarchitektur umsetzte und sich internationalen Akkreditierungen stellte.
Die Entwicklung innovativer Lehr- und Forschungsbereiche ist charakteristisch für die WU. Ihr Campus zeugt mit seiner einzigartigen Architektur und seiner modernen Infrastruktur ebenso von ihrer Innovationskraft wie ihr ausgezeichnetes internationales Netzwerk. Die Einrichtung des ersten englischen wirtschaftswissenschaftlichen Bachelorprogramms in Österreich oder die Beteiligung am Aufbau einer Europäischen Universität sind die jüngsten Beispiele dafür, dass es der WU immer wieder gelingt, Vorreiterin in akademischen Belangen zu sein.
Auch in Zukunft wird die WU ihrer Rolle als Pionierin treu bleiben. Immer am Puls der Zeit wird sie in den kommenden Jahren wichtige Beiträge zur Lösung ökonomischer, ökologischer, sozialer und rechtlicher Probleme leisten und damit wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und gesellschaftlichen Wohlstand fördern.