Master Class CEE Insight Talks zu “Environmental Sustainability in CEE”
Die "Insight Talks" bieten eine informelle Diskussionsplattform mit Unternehmenspartnern der Master Class CEE und anderen Gästen zum Thema des Forschungsseminars.
ESG- und Nachhaltigkeitsmanager von Henkel (Theres Bertsch), Mondi (Susan Brunner), Erste Bank (Ulrike Gehmacher) und VIG sowie Mateusz Wielopolski und Martin Rafaj von Aevolution.Technologies, LLC., einem Circular Design Beratungsunternehmen, diskutierten an zwei Abenden unter der Moderation von Programmdirektor Arnold Schuh mit den Studierenden der MC CEE 2023-24 über ökologische Nachhaltigkeit in Österreich und Zentral- und Osteuropa. Uns interessierte die Haltung des Unternehmens zur ökologischen Nachhaltigkeit und deren Einbettung in das Geschäftsmodell, die Strategie und die Entscheidungsfindung. Aber auch, wie sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den westeuropäischen und den mittel- und osteuropäischen Gesellschaften in Bezug auf die Einstellung und die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit sehen.
Was waren die Erkenntnisse?
Österreich - MOE: Die Referenten sahen keine großen Unterschiede zwischen der österreichischen und den CEE-Ländern in Bezug auf das allgemeine Umweltbewusstsein und die Notwendigkeit, dass die Klimaerwärmung und die Zerstörung der biologischen Vielfalt gestoppt werden müssen. Aber die Themen (Kohle als Energiequelle, sauberes Wasser, Entwaldung usw.), die Priorität, die der Reduzierung von Treibhausgasen in der Rangliste der dringenden Probleme eingeräumt wird, und die Ressourcen, die zur Bekämpfung der Klimaerwärmung zur Verfügung stehen, können von Land zu Land unterschiedlich sein. Die internen Nachhaltigkeitsstandards der multinationalen Unternehmen sind jedoch für alle internationalen Produktionsstandorte und Lieferketten gleich.
Emittenten von Treibhausgasen: Die Industrien sind unterschiedlich involviert. Hersteller wie Mondi (Verpackung & Papier) und Henkel (FMCG & Klebstoffe) sind dabei, ihre Beschaffung, ihre Produktionsprozesse und ihr Produktportfolio grundlegend zu verändern, um bis 2030 klimafreundlich zu werden. Es ist klar, dass diese Umstellung ein langer Weg ist, aber die Unternehmen haben entsprechende Aktionspläne aufgestellt und sich zur Einhaltung verpflichtet. Im Gegensatz dazu verursacht der Betrieb von Banken und Versicherern weniger Emissionen. Sie konzentrieren sich eher darauf, wie sie Unternehmen und Haushalte durch Kreditvergabe, Risikoabsicherung und Portfolioinvestitionen zu einem nachhaltigeren Verhalten bewegen können. Green Finance und Net Zero-Portfolios sollen den Kohlenstoff-Fußabdruck verringern helfen.
Informationsaustausch als Nadelöhr: Der Austausch der erforderlichen Emissionsdaten zwischen dem Unternehmen und seinen Lieferanten und Partnern entlang der Wertschöpfungskette ist notwendig, damit die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen funktioniert. Ohne eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Partnern der Wertschöpfungskette auf der Grundlage gemeinsamer Messstandards wird die Nachhaltigkeitsbilanzierung zu einem Ratespiel und öffnet dem "Greenwashing" Tür und Tor.
Einstellung vs. Verhalten: Es wird viel Heuchelei zum Thema betrieben. 97 % der Verbraucher geben an, dass sie bereit sind, Maßnahmen für ein nachhaltigeres Leben zu ergreifen - aber nur 13 % der Menschen ändern ihr Verhalten aktiv. Bis zu 60 % der Verbraucher würden maximal 5 % mehr für recycelte Produkte bezahlen – mit dieser Prämie lassen sich die höheren Kosten nicht bezahlen.
Widersprüchliche Ziele: Das Thema ist komplex, da es viele widersprüchliche Ziele gibt - und oft gibt es kein eindeutiges Richtig oder Falsch. So ist es beispielsweise nicht einfach, das richtige Gleichgewicht zwischen der Produktleistung, wie der Reinigungskraft eines Waschmittels, und der Abbaubarkeit seiner Inhaltsstoffe zu finden. Die Gewährung von Krediten für die Erschließung eines neuen Gasfeldes ist im heutigen Kontext eine Abwägung zwischen der Förderung der Energiesicherheit und der Fortsetzung eines auf fossilen Brennstoffen basierenden Systems. Schließlich muss das Unternehmen in einer marktwirtschaftlichen Wirtschaft Gewinne erwirtschaften, da es sonst seinen Zweck mittel- bis langfristig nicht erfüllen kann. Es muss also ein Gleichgewicht zwischen seinen Investitionen in nachhaltige Prozesse und neue Produkte und den notwendigen Einnahmen aus dem bestehenden Produktportfolio finden, um die Kosten (und die damit verbundenen Übergangsrisiken) zu decken.
Kreislaufwirtschaft: Um die Kreislaufwirtschaft zum Funktionieren zu bringen, muss man das gesamte Ökosystem neu erfinden. Ohne gleichgesinnte Rohstofflieferanten, Hersteller, Einzelhändler, Recyclinganlagen, Verbraucher und Aufsichtsbehörden wird jede noch so gut gemeinte Anstrengung scheitern.
Hindernisse für die Kreislaufwirtschaft: Die größten Herausforderungen beim Übergang zu einem Kreislaufwirtschaftsmodell sind die Bereitschaft der Kunden, höhere Preise für nachhaltige Produkte zu zahlen, die Verfügbarkeit ausreichender Mengen an recycelten Materialien, ein intelligentes Produktdesign, riskante Anfangsinvestitionen und andere interne Prioritäten.