Der Grow East Congress 2022 im Rückblick

05. Dezember 2022

Am 21. November 2022 fand der 13. Grow East Congress zum Thema „Doing Business in Central and Eastern Europe in uncertain times“ statt und zwar in einem hybriden Format, d.h. die Vorträge und Diskussionen im Konferenzzentrum der WKO wurden gleichzeitig gestreamt. So folgten neben den 80 Gästen vor Ort noch 100+ Gäste dem Kongress online.

Putins Krieg gegen die Ukraine hat Mittel- und Osteuropa wieder in den globalen Fokus gerückt. Unternehmen, die in beiden Ländern aktiv sind, sind mit Betriebseinstellungen konfrontiert und überlegen sogar den Ausstieg aus den Märkten – sofern er nicht schon getätigt wurde. Der Handel mit der Ukraine und Russland ist eingebrochen.

Die Ungewissheit über die Eskalation des Krieges, eine mögliche Ausweitung des Konflikts auf EU-Länder und die unterbrochenen Energielieferungen nach Europa beeinträchtigen die Attraktivität der Region. Zusätzlich setzen den Unternehmen ein enormer Inflationsdruck, Störungen in der Lieferkette und ein Fachkräftemangel zu. Wie gehen multinationale Unternehmen mit dieser Komplexität an Herausforderungen um? Debatten in den Unternehmen und mit den verschiedenen Interessengruppen sind meist kontrovers und gute Lösungen schwer zu realisieren.

Die Veranstalter und Moderatoren Manfred Berger, Arnold Schuh und Christian Schierer stellten die Panelists vor und leiteten die Diskussionsrunden, die sich um die folgenden Fragen drehten:

  • Welche Auswirkungen haben der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland auf die Volkswirtschaften und Märkte in der Region?

  • Wie sind europäische Unternehmen, die in der Region tätig sind, davon betroffen und wie reagieren sie auf diese Vielzahl von Herausforderungen?

  • Wie sind die Aussichten für die CEE-Region? Was sind die Pläne für den Wiederaufbau der Ukraine?

Folgende Vortragende haben mitgewirkt:

  • Arnold Schuh, Direktor, Competence Center for Emerging Markets & CEE

  • Gunter Deuber, Head of Research, Raiffeisen Bank International

  • Christian Mandl, Leiter für Europapolitik, WKO

  • Tobias Schediwy, Geschäftsführender Direktor CEE, GfK

  • Andrey Yekimov, Geschäftsführer Consumer Brands Rumänien/Bulgarien, Henkel Group

  • Gábor Márta, Geschäftsführer von Rail Cargo Logistics

  • Krzysztof Soszyński, Vice-President of the Board, Inter Cars S.A., Polen

  • Herbert Krutina, Bereichsleiter SEE, Mitglied des Vorstands, STRABAG AG

  • Thomas Matejka, CFO der Raiffeisen Bank Ukraine

  • Valerie Breitenfeld, Stellvertretende österreichische Wirtschaftsdelegierte in Polen

  • Gerd Bommer, Österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Rumänien

  • Olga Trofymova, Präsidentin der Ukrainian Association of Management Consultants

Christian Schierer, Regional Director - Western, Northern, Central & Southern Europe, Advantage Austria, begrüßte die Gäste und verwies auf die hohe Bedeutung des CEE-Wirtschaftsraums für den österreichischen Außenhandel und Direktinvestitionen. Der Grow East Congress spielt eine wichtige Rolle, indem er einmal im Jahr die Leistungen multinationaler und lokaler Unternehmen in CEE in den Mittelpunkt stellt.

Die hohen Energiepreise bedrohen die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie

In seinem einführenden Vortrag verglich Arnold Schuh, Direktor am Competence Center for Emerging Markets & CEE der WU Wien, die aktuelle komplexe Krisensituation ausgelöst durch Putins Krieg gegen die Ukraine mit der globalen Finanzkrise (2008-09) und der Covid-19 Pandemie (2020). Er zeigte auf, dass die CEE-Länder in allen drei Krisen härter getroffen wurde als die EU. Im Fall der Pandemie war es nicht der wirtschaftliche Einbruch, sondern die besonders hohen Mortalitätszahlen. 13 der 15 weltweit führenden Länder mit dokumentierten Todesfällen per eine Million Einwohner kamen aus der Region. Der Krieg in der Ukraine und die vom Westen gegenüber Russland verhängten Sanktionen haben nicht nur menschliches Leid und Zerstörung in der Ukraine gebracht, sondern auch Verluste von Märkten, Bezugsquellen und Vermögen in der Ukraine, Russland und Belarus. Etablierte Handelsbeziehungen und Energieversorgungsnetze wurden unterbrochen. Lieferengpässe sowie enorme Preissteigerungen für Gas, Öl und andere Rohstoffe waren die Folge.

In Russland tätige Unternehmen stehen vor dem Dilemma, die Geschäfte fortzuführen oder sich zurückzuziehen. Die größten Bedrohungen für Unternehmen stellen derzeit die hohen und stark schwankenden Energie- und Rohstoffpreise, die allgemeine Inflation, Lieferengpässe, geopolitische Konflikten und Arbeitskräftemangel dar.

Laut Schuh hat die aktuelle Krise schonungslos die immense Abhängigkeit in der Energie- und Rohstoffversorgung von Russland und z.T. der Ukraine aufgezeigt. Der Krieg und die damit verbundenen Sanktionen und russischen Gegenmaßnahmen treffen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sowie jener in Mitteleuropa empfindlich, da diese auch auf billiger Energie basierte. Bei einem fünfmal höheren Gaspreis gegenüber der USA besteht die Gefahr der Schließung von Industriestandorten, der Abwanderung der Produktion und neuer Investitionen. Schuh verweist auf die hohe Bedeutung der Industrie für die gesamte Wirtschaft in Mitteleuropa: Länder wie Tschechien (23% des BIP), Slowenien (21%), Slowakei und Ungarn (19%) haben in den letzten 20 Jahren eine Re-Industrialisierung erlebt (im Vergleich dazu Deutschland 18%, Österreich 17% und Frankreich und Großbritannien je 9%).

Eine weitere Erkenntnis ist, dass Geopolitik viel stärker bei Internationalisierungsentscheidungen berücksichtigt werden muss. Dass Management von multinationalen Unternehmen muss sich stärker mit den Gegebenheiten und Besonderheiten von Ländern und Regionen beschäftigen, denn aktuell erleben wir eine Abkehr von der Globalisierung hin zu einer Regionalisierung. Um dem Bedeutungsgewinn der Politik gegenüber der Wirtschaft zu entsprechen, müssen sich Unternehmen vermehrt politischen Strategien zuwenden, um die Wirkungen politischer Entscheidungen auf die Unternehmenstätigkeit abschätzen und darauf reagieren zu können.

„The Big Picture“: Stagflation im nächsten Jahr und strukturelle Inflation

Pessimistisch blickte Gunter Deuber, Chefökonom der Raiffeisen Bank International, in die nahe Zukunft. Der wirtschaftliche Ausblick für den Wirtschaftsraum Mittel- und Osteuropa ist durch die russische Invasion in der Ukraine markant getrübt. Er erwartete einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 2021 bis 2023 in Mitteleuropa von 5,4% auf 1%, in Südosteuropa von 7,4% auf 2,3% und in Osteuropa von 4,5% auf -3,4%. Dieser Abschwung fühlt sich kräftiger an, weil er von einem besonders hohen Niveau Anfang 2022 erfolgte. Laut Deuber ist mit einer Stagflation im nächsten Jahr zu rechnen. Aufgrund der geographischen Nähe zu den Kriegsparteien Ukraine, Russland und Belarus sind die mittel- und osteuropäischen Nachbarländer besonders betroffen. Hier wirken sich stärkere Abhängigkeiten von russischem Öl und Gas sowie der Ausfall von Nahrungsmittellieferungen aus der Ukraine auf die Inflation besonders aus. Unter den 10 EU-Staaten mit der höchsten Inflationsrate im September waren neun aus CEE: die drei baltischen Länder führten das Inflations-Ranking mit 22-24% an, gefolgt von Ungarn (20,7%) und Tschechien (17,8%). Der EU-Durchschnitt lag bei 10,9%. Diese strukturelle Inflation wird CEE laut Deuber länger begleiten. Ein „neuer Eiserner Vorhang“ in den wirtschaftlichen Beziehungen der EU mit Russland ist unvermeidlich, da Sanktionen und Gegensanktionen weiterhin aufrecht bleiben werden.

Christian Mandl, Leiter für Europapolitik bei der Wirtschaftskammer Österreich, verwies auf die Maßnahmen der EU, um die Energiekrise zu bewältigen. Das Auffüllen der Gasspeicher auf 92% und die Vorgaben zur Verringerung des Gas- und Stromverbrauchs führten bereits zu einer Drosselung der russischen Gasimporte von 40% auf 9%. Die krisenbezogene Aufweichung der EU Staatshilfe Regelungen, um Mitgliedsstaaten zu erlauben, Unternehmen von den exorbitant gestiegenen Gas- und Strompreisen zu entlasten, sowie Initiativen wie die EU Wasserstoff Strategie, der EU Green Deal und REPowerEU & RRF sollen die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl reduzieren und die generelle Neuausrichtung auf erneuerbare Energiequellen vorantreiben.

Mit dem Konsumverhaltenswandel in CEE beschäftigte sich Tobias Schediwy, Commercial Director CEE/Consumer Panels & Services beim Marktforschungsunternehmen GfK. Die Verbraucherstimmung ist auf einem neuen Rekordtief in Europa, niedriger als in der Pandemie 2020. 40% der CEE-Haushalte haben finanzielle Schwierigkeiten, speziell die hohe Inflation macht ihnen zu schaffen. Die Haushalte reagieren darauf mit Energiesparen, dem Verringern des Außer-Haus-Konsums und dem Kauf von billigeren Produkten. 62% mehr Konsumenten als zuvor vergleichen nun die Preise, 56% mehr suchen oder warten auf Verkaufsaktionen und 48% mehr versuchen den Gesamtbetrag beim Einkauf niedrig zu halten. Discounter und Handelsmarken zählen zu den Gewinnern in allen Ländern.

Preispolitik, Kosteneinsparungen und Liefersicherheit im Fokus multinationaler Unternehmen

Bei den vertretenen multinationalen Unternehmen, die alle eine dominante oder starke Präsenz in der CEE-Region haben, dreht sich die aktuelle Krisenbekämpfung um zwei zentrale Themen: Preispolitik und Liefersicherheit. Die enormen Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen, Verpackung und Transportdiensten sind die größten Herausforderungen bei der Henkel Group, einem führenden globalen Technologie- und Konsumgüterunternehmen, wie Andrey Yekimov, der General Manager Consumer Brands Romania, ausführte. Um die unerwarteten Kostensteigerungen abzufangen werden Preisanhebungen vorgenommen - was allerdings zu einem Rückgang bei den Absatzmengen führt. Auf der Kostenseite wird mit mehr Kostendisziplin und Effizienzsteigerungen in der Lieferkette und bei der Beschaffung gegenzusteuern versucht. Ein weiterer Ansatzpunkt sind Produktinnovationen. Mit neuen Formeln für Rex-Waschmittel und Somat-Geschirrspülmittel, die die Reinigung mit Kaltwasser statt mit Heißwasser erlauben, wird Energiesparen und damit Kosteneinsparen möglich.

Der Baukonzern STRABAG ist ein auf Europa ausgerichtetes Unternehmen (90% des Umsatzes), das 25% seines Umsatzes von EUR 16 Mrd. in CEE erwirtschaftet und die Nr. 1 oder Nr.2 in Märkten wie Rumänien, Polen, Tschechien und Ungarn ist. Aufgrund der russischen Invasion der Ukraine hat sich die STRABAG nach 30 Jahren Aufbauarbeit und Präsenz aus Russland zurückgezogen. Obwohl schmerzhaft, gab es dazu keine Alternative, so Herbert Krutina, Bereichsleiter SEE, Mitglied des Vorstands der STRABAG AG. Auch bei der STRABAG stehen Kostenmanagement und Preiskalkulation im Mittelpunkt. Die Preissteigerungen von Gas, Strom, Treibstoffen und Bitumen belasten die Wirtschaftlichkeit laufender Projekte und machen die Kalkulation von neuen Projekten schwierig. Preiseskalationsklauseln spielen eine wesentliche Rolle um unvorhersehbare Preissteigerungen abzufedern, ebenso wie die rechtzeitige Materialbeschaffung, die Konzentration auf kurzfristige Projekte und die Nutzung von „Back-to-back“-Klauseln mit Subunternehmern.

Zehn der fünfzehn Märkte, auf denen die Rail Cargo Goup direkt tätig ist, zählen zu CEE. Die Rail Cargo Group ist die Güterverkehrssparte der ÖBB und erwirtschaftete 2021 mit fast 6.000 Mitarbeiter:innen EUR1,9 Mrd. Umsatz. Wie Gábor Márta, Geschäftsführer von Rail Cargo Logistics, ausführte, waren und sind der Krieg in der Ukraine, die hohen Energiepreise und die Renovierung von Gleisanlagen in Ungarn und Serbien die wesentlichen Herausforderungen in diesem Jahr. Die eurasische Verbindung, d.s. die kontinentalen Transportwege zwischen China und Europa durch Russland und die Ukraine, ein zentraler Punkt in der Strategie der Rail Cargo Group, wurde durch den Krieg in der Ukraine gestört. Für den Getreideexport aus der Ukraine wiederum mussten neue Transportwege gefunden werden, da der Schiffsverkehr durch das Schwarze Meer gestoppt bzw. eingeschränkt wurde. Während die Rail Cargo Group vor dem Krieg keine Exporte von Getreide aus der Ukraine durchführte, wird sie in diesem Jahr bereits eine Million Tonnen über eine neue Route via Záhony in Ungarn transportieren. Dazu beigetragen hat auch eine Kooperation mit dem österreichischen Unternehmen GrainLane, das eine digitale Plattform für Agrartransporte eröffnet hat, die Bauern in der Ukraine mit Händlern, Kunden und Spediteuren verbindet und gut angenommen wird. Das zeigt, wir rasch die Transport- und Logistikbranche auf die Situation mit neuen Routen reagiert. Der rumänische Hafen Constanta sowie die adriatischen Häfen Riejka, Koper und Triest verzeichnen starke Zugewinne im Frachtaufkommen.

Mit Krzysztof Soszyński, Vice-President of the Board, Inter Cars S.A., war auch ein regionaler Player aus Polen am Kongress vertreten. Die an der Warschauer Börse gelistete Inter Cars S.A. ist in 18 Ländern tätig und mit einem Umsatz von EUR2,7 Mrd. der führende Autoersatzteilhändler in Polen und in CEE. Inter Cars konnte den Umsatz im 3. Quartal 2022 um 25% gegenüber dem Vorjahrsquartal steigern. Die schwierige wirtschaftliche Situation ist vorteilhaft für die Branche, da der Kauf von Neuwagen verschoben wird und damit die Nachfrage nach Ersatzteilen zunimmt. Soszyński geht davon aus, dass die Krise zu einer Konsolidierung in der Branche führen wird und kleinere Handelsbetriebe ausscheiden werden. Nach Ausbruch des Krieges stoppte Inter Cars den Verkauf in der Ukraine, um die Mitarbeiter:innen zu schützen.  Am 1. April zerstörte die russische Armee das um EUR30 Mio. errichtete Lagerhaus in der Nähe von Kyiv. Soszyński versicherte, dass sobald der Krieg zu Ende ist, Inter Cars die Geschäftstätigkeit in der Ukraine fortführen wird.

Rumänien und EU Fonds als Lichtblicke

Rumänien erlebt laut dem österreichischen Wirtschaftsdelegierten Gerd Bommer einen Boom wie in den 2000er Jahren mit einem Wirtschaftswachstum von 4,5% in diesem Jahr und 2,3% in 2023. Rumänien wird vom EU-Förderprogramm 2021–2027 mit bis zu EUR 100 Mrd. profitieren. Speziell der IT-Sektor ist eine Erfolgsgeschichte – Bommer erwartet eine Steigerung von 8% auf 12% des BIP. Auch im erneuerbaren Energiesektor wird es einen weiteren Aufschwung aufgrund des hohen Potentials und finanzieller Anreize geben. Ein spannendes Thema im aktuellen Umfeld ist der Start der Gasförderung im Schwarzen Meer bei dem die OMV-Tochter Petrom eine zentrale Rolle spielt. Die erhöhten ukrainischen Exporte über rumänische Landwege und den Seehafen Constanta sorgen ebenfalls für zunehmende Einnahmen und Investitionen.

Valerie Breitenfeld, stellvertretende österreichische Wirtschaftsdelegierte in Polen, hob in ihrem Beitrag die Sektoren mit guten Wachstumsaussichten in Polen hervor: Green Economy, Energy Transition, Digitalisierung, Wiederaufbau der Ukraine und Re- und Nearshoring.

Unternehmen in der Ukraine im ständigen Krisenmodus

Thomas Matejka, CFO der Raiffeisen Bank Ukraine, und Olga Trofymova, Präsidentin der ukrainischen Vereinigung der Management Consultants, gaben in ihren Beiträgen einen Einblick in die unglaublichen Anstrengungen der Unternehmen vor Ort, um den Betrieb am Laufen zu halten. Das Krisenmanagement der Raiffeisen Bank Ukraine hat sich zuerst einmal um die Sicherheit der Mitarbeiter:innen gekümmert, von denen ca. 10% ins Ausland und 40% in die Westukraine geflüchtet sind. Hier gibt es finanzielle Unterstützung, Bereitstellung von Transporten und Trainings, um in neuen Jobs, z.B. in Call Centers der Bank, arbeiten zu können. Dieselbetriebene Generatoren wurden angeschafft, um eine Stromversorgung zu haben, und Satellitenverbindungen eingerichtet, um die kritische Infrastruktur und den Support in der Cloud zu sichern. Mit dem Nachlassen der russischen Angriffe wurde die Stabilisierung der Geschäftsprozesse vorangetrieben und mit der Planung für die Zukunft begonnen. Doch aufgrund der letzten, breit angelegten russischen Raketenangriffe auf Kraftwerke und Netzinfrastruktur befinden sie sich nun wieder im akuten Krisenmodus.

Olga Trofymova trat sowohl in ihrer Funktion als Präsidentin der Ukrainian Association of Management Consultants (CMC) als auch als Leiterin des Ukrainian Automotive & Mobility Cluster auf. Sie präsentierte ukrainische Unternehmer:innen aus verschiedenen Branchen, die trotz der widrigen Umstände den Betrieb aufrecht erhalten und nach neuen Absatzchancen suchen. Zerstörte Betriebsstätten werden wiederaufgebaut oder in die Westukraine verlegt, die ukrainische Armee wird mit Produkten aus eigener Produktion versorgt (z.B. medizinische, orthopädische Produkte). Der Patriotismus und die Motivation der Mitarbeiter:innen ist beeindruckend. Der Schichtbetrieb wird nach der Verfügbarkeit von Strom eingerichtet. CMC unterstützt diese Betriebe im Krisenmanagement und in der Neuausrichtung. Der Ukrainian Automotive & Mobility Cluster wurde gemeinsam mit internationalen Partnern (u.a. Leoni, Kostal, SEBN, Ukrainisch-Deutsche Handelskammer) gegründet und umfasst 2.000 Unternehmen. Diese Unternehmen versuchen über Partnerschaften an westeuropäische Cluster anzudocken und sich neu aufzustellen.

„Growing east“ ist derzeit schwierig

Zusammenfassend muss eingestanden werden, dass der 13. Grow East Congress diesmal dem Kongress-Motto nicht ganz gerecht wurde. Der Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung im nächsten Jahr ist düster, eine Stagflation ist zu erwarten. Die Unternehmen beschäftigt derzeit v.a. die Preispolitik, Kostenmanagement und Liefersicherheit. Mitveranstalter Manfred Berger, ICONIC Consulting & Neusicht Think Tank, hob hervor, dass bei Unternehmen nun das gleichzeitige Management von kurzfristigen Herausforderungen und langfristiger Ausrichtung gefragt sei, d.h. auch im akuten Krisenmanagement soll nicht auf die strategische Perspektive vergessen werden. Und die Unternehmensbeispiele haben gezeigt, so Berger, dass Innovationen ein Kernelement im Krisenmanagement geworden sind. Der Kongress hat gezeigt, dass auch in dieser Krisensituation verschiedene Länder und Branchen Wachstumschancen haben.

Ein Lichtblick sind die EU Fonds Next Generation und RRF in der Höhe von EUR 810 Mrd., die die Mitgliedsländer umweltfreundlicher, digitaler und krisenresilienter machen sollen und so auch den EUCEE-11 Ländern zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen. Trotzdem ist klar, dass erst das Ende des Krieges in der Ukraine zu einer Normalisierung der Handels- und Investitionsbeziehungen führen kann. Die Nachbarländer werden hier Gewinner beim Wiederaufbau sein, weil westeuropäische Unternehmen kaum mit den derzeit niedrigen Projektpreisen bei Bauaufträgen in der Ukraine mithalten können.

Organisiert wurde der Grow East Congress vom Competence Center for Emerging Markets & CEE an der WU Wien, ICONIC Consulting/Neusicht Think Tank und Außenwirtschaft Austria, dem internationalen Arm der Wirtschaftskammer Österreich (WKO).

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Kontakt:
Ass.Prof. Dr. Arnold Schuh
Director, Competence Center for Emerging Markets & CEE, WU Vienna
arnold.schuh@wu.ac.at

Dr. Manfred F. Berger
IQONIC Consulting
office@berger-m.at

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