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Linguistikzirkel 07.05.2019

07/05/2019

Vortrag: Prof. Dr. Guiomar Elena Ciapuscio (University of Buenos Aires UBA): "'Am liebsten hätte man sich das Auge herausgerissen': Metaphorische Konzeptualisierung und Formulierungsmittel in Erzählungen von Migräne-Patient(inn)en" Zeit: 18:15 Uhr, Ort: Campus WU, Gebäude D2, Eingang D "Fremdsprachliche Wirtschaftskommunikation", 2. OG, D2.2.228

Abstract: Vom medizinischen Standpunkt aus gesehen, ist die Migräne als eine neurologische Störung zu verstehen, die sich durch Anfälle von Kopfschmerzen und Hypersensibilität, als Reaktion auf verschiedene Stimuli bzw. Reize auszeichnet: diese Reize können visueller, auditiver oder olfaktorischer Art sein. Es handelt sich um ein chronisches Leiden, das etwa 10% der Weltbevölkerung betrifft . Auf der Grundlage der Metapherntheorie (Lakoff/Johnson 1991; 1999;) der Theorie der Textproduktion (die Formulierungs- und Veranschaulichungsverfahren cfr. Gülich/Kotschi 1995; Gülich 2003; 2007; Brünner y Gülich, 2002; Ciapuscio, 2003, 2007; im Druck, Ciapuscio/Kesselheim 2005) werde ich in diesem Vortrag eine Korpusanalyse von Patientenerzählungen präsentieren, in welchen die Patienten ihre Migräneanfälle gegenüber Freunden und Familienangehörigen erläutern. Mich interessiert es, dabei die genauen Prozeduren herauszuarbeiten, mit der die Patienten ihre Krankheit konzeptualisieren. Ich werde mich auf die metaphorischen Konzeptualisierungen des Migräneprozesses und auf die expressiven Mittel konzentrieren, mit denen sie vorgebracht werden und direkt im Anschluss mit dem charakteristischen Symptom: dem stechenden Kopfschmerz. Die Analyse der Patientengeschichten befasst sich sowohl mit den qualitativen Aspekten des Schmerzes wie mit der Beschreibung seiner Intensität. Das Korpus, das in Buenos Aires erhoben wurde, besteht aus sechs privaten Unterhaltungen unterschiedlicher Länge: einerseits Migränepatienten – im Alter von 22 bis 60 Jahren – welche den größten Gesprächsanteil haben und andererseits ihnen nahestehende Personen (Bekannte, Freunde, Familienmitglieder). Aus der Analyse der Daten kann man entnehmen, dass die Sprecher regelmäßig auf metaphorische Konzepte rekurrieren (die Migräne als meteorologisches Ereignis – Regen oder Sturm) und der Kopfschmerz scheint ausgelöst durch ein (eindringendes oder bedrückendes) externes Instrument oder durch ein feindliches belebtes Agens. Um den Prozess der Migräne und die Schmerzintensität (das hauptsächliche Symptom)zu beschreiben – führen sie eine vielfältige Formulierungsarbeit durch, welche Metaphern, Vergleiche, Reformulierungen und verschiedene vorgefertigte Strukturen einschließt. Der Ausdruck der höchsten Schmerzintensität wird durch ein vielfältiges Repertoire an sprachlichen Mitteln bewerkstelligt wie z.B. die Wiederholung einzelner Elemente, der Gebrauch vorgefertigter Strukturen, Quantifikatoren, hyperbolische Strukturen und superlative Redewendungen.

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